Bild, das die Klosteranlage zeigt
Erdene Zuu bei Sonnenaufgang © H. Wittersheim / DAI

Geschichte Karakorums

Die Geschichte Karakorums ist auf das engste mit dem mongolischen Weltreich verbunden. Durch die Expansion der Mongolen und die Errichtung eines Reiches, das den größten Teil des Eurasischen Kontinents umfasste, wurde die Steppe des mongolischen Hochplateaus zum Zentrum des internationalen Austausch

Das Weltreich der Mongolen

Das mongolische Reich ist undenkbar ohne Dschingis Khan und seine Nachfolger. Der Stammvater der Dynastie konnte sich, trotz widriger Startbedigungen, gegen die anderen Fürsten der mongolischen Stämme durchsetzen. So wurde er schließlich als Großkhan anerkannt und legte den Grundstein für die folgende, beispiellose Reihe von militärischen Erfolgen und der Ausweitung des Reiches.

Dschingis Khan – Gründer des Reiches

Dschingis Khan wurde um das Jahr 1167 unter dem Namen Temüdschin geboren. Über seine Kindheit und Jugend unterrichtet uns hauptsächlich die „Geheime Geschichte der Mongolen“, ein Epos, das vermutlich um das Jahr 1240 niedergeschrieben wurde. Demnach wurde Temüdschin als Sohn eines mongolischen Adeligen in der Gegend der Flüsse Onon und Cherlen im Norden der heutigen Mongolei, im heutigen Chentij-Aimag, geboren. Noch während seiner Kindheit wurde sein Vater im Zuge einer Fehde vergiftet und die Familie von ihrer Gefolgschaft verlassen. Nahezu mittellos kämpfte die verwitwete Mutter um das Überleben der Familie. Temüjin musste zudem vor den Nachstellungen seiner Feinde flüchten, wurde gefangen, versklavt, konnte sich befreien und nahm seine Zuflucht zum heiligen Berg Burchan Chaldun. Als junger Mann scharte er eine loyale Gefolgschaft um sich und gewann durch geschickte Diplomatie Verbündete unter den mongolischen Stämmen. Es folgte eine Zeit der Kämpfe und wechselnder Bündnisse zwischen den verschiedenen mongolischen Gruppen. Im Jahr 1205 ging Temüjin als Sieger aus diesen Auseinandersetzungen hervor, wurde im darauffolgenden Jahr von der Versammlung der mongolischen Adeligen, dem Quriltai, zum Herrscher über alle Mongolen ausgerufen und erhielt den Titel „Dschingis Khan“.

Die drei Tempel in Erdene Zuu © H. Wittersheim / DAI

Macht der vereinigten Mongolenstämme

Dschingis Khan begann sofort, einen militärisch strukturierten Staatsapparat nach dem Dezimalsystem aufzubauen: seine vertrauten Generäle erhielten jeweils das Kommando über zehntausend Krieger. Diese Zehntausendschaften waren wiederum in Tausendschaften, Hundertschaften und Zehnerschaften unterteilt. Von ihren Anführern wurde strikte Loyalität erwartet. Gestützt auf die militärische Macht der vereinigten Mongolenstämme begann Dschingis Khan Feldzüge zur Erweiterung seines Herrschaftsgebietes. Er unterwarf den Stamm der Kirgisen und die westmongolischen Oirad. Im Jahr 1209 ordneten sich die Uiguren kampflos seiner Herrschaft unter. Mit den Uiguren erlangte er wichtige Experten mit Kenntnissen in der Verwaltung und einer eigenen Schriftsprache, die den Aufbau seines Reiches entscheidend unterstützten. Einst selbst ein Nomadenvolk mit einem bedeutenden Großreich, das einst selbst seine Hauptstadt im Tal des Orchon hatte, waren die Uiguren in der Region von Turfan im Nordwesten des heutigen Chinas sesshaft geworden. Sie hatten die schon im frühen Mittelalter die sogdische Schrift übernommen und pflegten eine reiche Schriftkultur. Für die Mongolen wurden sie unverzichtbare Berater und Lehrer beim Aufbau einer staatlichen Verwaltung. So war es auch ein Uigure, der auf Befehl Dschingis Khans die uigurische Schrift für das Mongolische anpasste und so den Weg zu einer eigenen mongolischen Schriftsprache ebnete. Das daraus entstandene mongolische Alphabet war in der Mongolei bis 1940 in Gebrauch. In der Inneren Mongolei wird sie bis heute verwendet.

Ausweitung des Reiches zu einem Weltreich

In den folgenden Jahren wurde das Reich der Tanguten unterworfen und das Reich der Jin-Dynastie in Nordchina angegriffen. Als der Schah von Choresmien eine mongolische Handelsgesandtschaft in Otrar plündern und ermorden ließ, brach Dschingis Khan im Jahr 1218 zu einem Rachefeldzug nach Zentralasien auf. Dieser führte zur Unterwerfung der Kara-Kitai, der Eroberung der wichtigen Handelsknotenpunkte Otrar, Samarkand und Buchara und schließlich zum Tod des Schahs und der Vernichtung seines Reiches. Während des Feldzugs nach Zentralasien stießen mongolische Truppenkontingente erstmals bis an den Kaukasus und auf die Krim vor, wo sie 1223 in der Schlacht an der Kalka ein vereinigtes Aufgebot der russischen Fürsten und Kiptschaken vernichteten. Von dieser Begegnung verbreiteten sich auch erste, beunruhigende Nachrichten und Gerüchte über die heranrückenden Mongolen bis nach Westeuropa. Parallel zum Zentralasienfeldzug wurden auch die Auseinandersetzungen in Nordchina fortgesetzt. Dabei verweigerten die bereits unterworfenen Tanguten den Mongolen die Gefolgschaft. Dies veranlasste Dschingis Khan zu einer weiteren Strafexpedition, die mit der Zerstörung des Tangutenreiches und dem Tod seines Herrschers endete. Dies war zugleich der letzte Feldzug des Mongolenherrschers, der 1227 an den Folgen eines Jagdunfalles verstarb. Bei seinem Tod hatte er bereits den Grundstein für das größte zusammenhängende Reich, das die Welt je gesehen hatte gelegt.