
Tsatsa in der Form eines Stupas
Fundort Karakorum
Datierung 13.-14. Jh.
Epoche Mongolisches Großreich
Material Ton
Technik Geformt
Typ Ausgrabungsfund
Beschreibung
Tsa-tsa ist die tibetische Bezeichnung für Weihegaben (Votive) oder Devotionalien aus getrocknetem oder gebranntem Lehm, der mit der Asche oder dem Knochenmehl eines Heiligen oder eines verehrungswürdigen Lamas vermischt sein kann. Viele der Stupa-förmigen Tsa-tsas aus Karakorum enthielten zudem rötliche Stofffetzen. Tsa-tsas werden häufig mittels Modeln zu Tausenden in Serie geformt. Die Mehrzahl der in Karakorum geborgenen Tsa-tsas ist ungebrannt. Tsa-tsas werden an heiligen oder spirituellen Orten, in oder um Stupas deponiert, in Tsa-tsa-Häuschen, Statuensockeln oder Hohlkörpern großer Statuen sowie in Höhlen, auf Passhöhen oder an markanten Wegkreuzungen. In der als Stupatempel gedeuteten Säulenhalle von Karakorum sind etwa 100 000 Tsa-tsas unterschiedlicher Typen deponiert worden. Unter den mehr als 10 000 geborgenen Tsa-tsas fanden sich in der Mehrzahl kegel-oder stupafoermige Typen. Sie thematisieren die acht Stationen im Leben des Buddha. Diese Symbolik kommt am deutlichsten in Formen mit der Darstellung der acht verschiedenen Stupas des „Sugata“ zum Ausdruck, des „gut [in das Nirvana Dahin-]Gegangenen“. Häufiger noch sind Typen wie die „Tsa-tsas mit den vielen Türen“ oder Tsa-tsas in Form von Stufentempeln. Sie versinnbildlichen einzelne Stationen aus dem Leben des Buddha wie die erste Lehrrede in Sarnath oder den Abstieg vom Tusita-Himmel in Kasi. Die kleinste, aber ikonographisch wichtigste Gruppe der Karakorum-Tsa-tsas bilden ovoide Votivtäfelchen mit Darstellungen des Buddha Sakyamuni und Aksobhya sowie des Amitabha/amitayus. Die Bildformulare sind der indischen Pala-Kunst entlehnt.
3D Visualisierung
3D Modell: H. Rohland
Bilder: H. Rohland
Literatur
Hüttel, H.-G. (2005) ‘Tsha-tshas’, in Dschingis Khan und seine Erben: Das Weltreich der Mongolen. München: Hirmer, p. 165.