Wer erforschte Karabalgasun?
Die Erforschung von Karabalgasun, der alten uighurischen Hauptstadt, begann bereits in den frühen Jahren des 19. Jahrhunderts und hat seither stetig an Bedeutung gewonnen. Archäologinnen und Archäologen haben vor allem in den letzten 20 Jahren intensiv an der Entschlüsselung der Stadt gearbeitet und zahlreiche neue Erkenntnisse zu Architektur und Funktion der Stadt erzielt.
Erste Foschungen Anfang des 19. Jahrhunderts
Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts beschäftigten sich erste Forschende der Neuzeit mit dem Fundplatz Karabalgasun, auch wenn zu dieser Zeit noch nicht eindeutig geklärt war, ob es sich bei dieser Stadtruine um Karabalgasun oder Karakorum handelt. Forschungsexpeditionen nach China und in die Mongolei und damit auch ins mongolische Orchontal setzten vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein und hatten in der Regel universalwissenschaftlichen Charakter. So beschreibt der Russe Paderin 1873 erstmalig den hoch umwallten und bis heute sichtbaren Bereich der Stadtanlage von Karabalgasun. Die erste Expedition mit eindeutig archäologischer Fragestellung unternahm eine Forschergruppe unter Leitung von N. M. Jadrincev im Jahr 1889 in das Orchontal. Wie auch bei der Reise des finnischen Ethnologen Axel Heikel stand dabei die Auseinandersetzung mit den noch erhaltenen Inschriftensteinen der Dreispracheninschrift, die in chinesischer, sogdischer und türkischer Runenschrift von bedeutenden Ereignissen berichtet, im Vordergrund.
Die mongolisch-deutsche Orchonexpedition
Auf Grundlage dieser Voruntersuchungen werden die archäologischen Arbeiten seit 2007 in einem Langfristprojekt von Mongolischer Akademie der Wissenschaften, Nationaluniversität Ulaanbaatar und Deutschem Archäologischen Institut als Mongolisch-Deutsche Orchon-Expedition (MONDOrEX) fortgeführt. Ziel des Projektes ist es, weiterreichende Fragen zu Aufbau und Gliederung der beiden nomadischen Stadtanlagen Karabalgasun und Karakorum zu beantworten, sowie Erkenntnisse zu ihrer Versorgung, verwendeten Bautechniken und die Einbindung in das geographische Umfeld des Orchontales zu gewinnen. Da bislang kaum archäologische Untersuchungen zur Frühzeit der Uighuren vorliegen, gibt es nur wenige vergleichbare Forschungsprojekte. Ein im Jahr 2007 erstellter Airborne-Laserscanplan, der in den Jahren 2018/2019 ergänzt wurde, bildet bis heute die Basis der Forschungen der Mongolisch-Deutschen Orchon-Expedition. Während bereits der von Wilhelm Radloff erstellte Plan große Teile der Stadtanlage erfasste, zeigt doch der Laserscanplan die Größe, Anordnung und Gliederung der Stadt in ganz neuem Ausmaß.