Blick über die Grabung
Der manichäische Sakralkomplex südlich der Tempel- und Palaststadt von Karabalgasun © / DAI Foto H. Rohland

Mänichäischer Sakralkomplex

Südlich der Tempel- und Palaststadt von Karabalgasun befindet sich eine weitere auffällige Struktur, die durch einen Doppelwall mit Seitenlängen von 270 x 230 Metern geschützt war. Innerhalb dieser Umfassungsmauer sind mehrere Baureste erhalten, von denen ein zentraler Hügel am besten erhalten geblieben ist.

Der Zentralbau

Östlich dieses Hügels erstreckt sich ein großer Innenhof, in dessen Zentrum die Überreste der berühmten Dreispracheninschrift von Karabalgasun entdeckt wurden. Archäologische Forschungen der Mongolisch-Deutschen Orchon-Expedition zeigten, dass die Dreispracheninschrift ursprünglich in einem Baukomplex stand, der neben kleineren Gebäuden auch einen großen Zentralbau umfasste. Auf einer 2,40 Meter hohen Plattform, die über eine Rampe und Treppen zugänglich war, blieben einige Mauerreste erhalten. Eine vollständige Rekonstruktion der Anlage ist jedoch nicht mehr möglich.

Das untersuchte Nebengebäude

Ein Nebengebäude wurde ebenfalls untersucht. Zwei Räume mit einem harten Lehmestrich als Fußboden und verputzten Innenwänden konnten in Ansätzen freigelegt werden. Fragmente typischer uighurischer Keramik zeigen, dass das Gebäude zur ursprünglichen Anlage der Stadt gehörte. In der nordwestlichen Ecke des Gebäudes fand sich außerdem eine Bestattung, die aufgrund der Grabbeigaben eindeutig in die Mongolenzeit zu datieren war. Ganz offensichtlich wurden die Ruinen von Karabalgasun Jahrhunderte nach der Vertreibung der Uighuren noch als Bestattungsplatz genutzt.

Funktion der Doppelwallanlage

Aufgrund der Anordnung der Inschrift, der Doppeltoranlage und der zentralen Plattform innerhalb des Doppelwalls gehen wir insgesamt davon aus, dass es sich bei dieser Anlage um ein manichäisches Heiligtum handelt. Grundsätzlich ist es jedoch schwierig, Bauten die für die Ausübung des manichäischen Glaubens genutzt wurden, nachzuweisen. Sie sind in ihrer Architektur oft wenig eindeutig.